Gestern haben Siggi und ich seinen Freunden Bjartur und Rakel beim Zügeln geholfen. Sie bleiben in Akureyri, sind nur von einem Stadtteil in einen anderen gezogen.
Interessant fand ich, dass sich die “Gemütlichkeits-Kultur” auch im Zügeln zeigt. Zum Ersten haben wir erst nachmittags um 14:00 Uhr angefangen, um diese Zeit wären wir in der Schweiz schon fast fertig 😉 Da es die Isländer mit der Pünktlichkeit aber nicht allzu genau nehmen, startete der eigentliche Umzug erst nach 15:00 Uhr. Gut, das ist das Erste.
Der zweite Unterschied ist, dass nach und nach erst geputzt wird. Das Sofa stand zum Beispiel, bis es eingeladen wurde, noch an Ort und Stelle und der Boden darunter/dahinter sah entsprechend aus. Drreeeeeckig! Und voller Dinge, die nicht unter/hinter ein Sofa gehören 😉 So habe ich mich ans Staubsaugen gemacht. Immerhin, die Küche und das Bad waren schon geputzt. Aber hier ist “geputzt” wahrscheinlich auch Ansichtssache. Oder Kulturunterschied. Also es war schon sauber, versteh mich richtig! Aber ich habe halt, wenn es ums Zügeln geht, noch ein bisschen andere Vorstellungen, was “sauber” denn genau bedeutet. Für mich heisst das “blitz-blink-super-glänzend-so-dass-man-vom-Boden-essen-kann”-sauber. Aber vielleicht ist das auch Familienkultur und nicht nur schweizer Erbe. Was denkst du dazu? Und ich glaube auch, dass sie jetzt, wo alles aus der Wohnung raus ist, nochmal einen Putzdurchgang machen.
Manche Dinge wurden auch gar nicht eingepackt sondern lose in ein Auto oder den Zügellastwagen verstaut. Ich fand es spannend, wieviel kleiner Krimskrams am Schluss immer noch herumstand oder lose herumlag. Klar, manches davon wurde auch nicht gezügelt, sondern entsorgt, aber wir hatten am Schluss doch noch einen Putzeimer voll Kleinigkeiten, diverse kleine Körbe und Täschchen, die zum Teil gefüllt waren und, nicht zu vergessen, das Kaninchen Ronja in ihrem Käfig. Zwei lange Putzstangen mit Mobb daran und eine Fischerrute mussten wir wegen Platzmangels noch da lassen. Ich glaube, die werden heute abgeholt.
Soseli, jetzt will ich euch aber ein paar Bilder nicht vorenthalten. Obwohl ich, den Bildern nach zu urteilen, masslos übertrieben habe. Naja, die schlimmsten Dinge habe ich auch nicht gefötelet 😉
Um ca. 20:30 Uhr hatten wir den Umzug geschafft und durften nach Hause gehen. Für mich war es so selbstverständlich, ihnen zu helfen, schliesslich sind sie unterdessen auch meine Freunde. Aber Rakel hat kaum aufgehört, mir zu danken für meinen Einsatz. Und auch Bjartur war sehr dankbar. Dies ist einerseits schön, andererseits ein bisschen schade, dass es anscheinend für andere Leute nicht selbstverständlich ist, dass man sich unter Freunden aushilft. Rakel und ich waren die einzigen Frauen und als wir bei der neuen Wohnung ankamen, waren nur noch Siggi, Bjartur und ein dritter Mann namens Örn da. Die anderen Zügelhelfer waren bereits wieder gegangen.
Ganz und gar nicht isländisch war das Wetter! Wir hatten den ganzen Tag Sonnenschein, was einfach perfekt war. Merci Jesus! Zwar schwitzten wir ein bisschen mehr, als wir das bei kühlerem Wetter getan hätten, aber ich war sehr dankbar, dass es nicht geregnet hat. So konnten wir die Sachen ohne Bedenken draussen rumstehen lassen.
Ja und jetzt habe ich noch eine Raclette-Party für meine isländischen Freunde vorzubereiten 😀 Schliesslich kann ich den 1. August nicht einfach so sang-und klanglos verstreichen lassen!