Von ganzem Herzen wünschen Siggi und ich dir gesegnete, fröhliche Weihnachtstage und einen genialen Start ins neue Jahr! Danke, dass du mit dabei bist, meinen Blog liest und so Anteil an unserem Leben nimmst 🙂 Ich werde dich auch im 2021 auf dem Laufenden halten 😀
Und hier noch ein paar Bilder, für die ich in meinen letzten Beiträgen keinen Platz hatte 😉
Wie im letzten Artikel erwähnt, hatten wir diese Woche die “juleutdeling” (sprich “jüle-üt-deling” zu deutsch “Weihnachtsausteilung). Es war ein ziemliches Stück Arbeit! Am Montag kam die Lieferung mit Früchten und Gemüse, da haben einige von uns sortiert, während andere den Saal vorbereitet haben und begannen, die Geschenktaschen der Alleinstehenden und Paare zu packen.
Gleichzeitig hatten wir auch noch Topfkollekte, also mussten auch die beiden Töpfe ausgeliefert und wieder eingesammelt werden. Es erforderte ziemlich viel Organisation, aber alles lief gut 🙂
Ebenfalls am Montag wurde eine grosse Ladung gespendeter Geschenke für Kinder abgeliefert. Das Hotel Clarion sammelte Geschenke unter einem grossen Weihnachtsbaum, die dann alle der Heilsarmee gespendet wurden 🙂 Wir waren total dankbar für alle diese Gaben, es waren viele tolle Dinge dabei, die wir weiterverschenken durften!
Mit einer Liste der Familien, die um Hilfe ersucht hatten, machten wir uns daran, die Taschen zu füllen. Es war gar nicht so einfach! Die Liste war aus Datenschutzgründen anonymisiert, somit hatten wir zum Beispiel diese Information: “Frau, 3 Kinder, Mädchen 14, Mädchen 12, Junge 9”
Mit dieser Information suchten wir dann Geschenke aus, welche diesen Kindern gefallen könnten. Wie gesagt: Gar nicht so einfach! Aber es hat total Spass gemacht und ich glaube, alle erhielten passende Geschenke. Für die Teenager über 14 Jahren hatten wir Geschenkkarten fürs Kino oder für ein Einkaufszentrum. Das machte es ein wenig einfacher.
Wir hatten so viele Gaben, dass wir zusätzlich zu den Geschenken in den Taschen einen “Wühltisch” aufstellen konnten, bei dem die Leute am Schluss noch Dinge mitnehmen durften, die ihnen gefielen. Es waren unter anderem Bücher, aber auch Wollsocken, Kleider und verschiedene Spielsachen.
Am Dienstag kamen dann die Alleinstehenden und Paare um ihre Geschenktaschen abzuholen. Es war eine ruhige und schöne Stimmung. Jede Person erhielt eine Geschenkkarte für Lebensmittel, eine Tasche mit “pepperkaker” (norwegische Lebkuchen), der Weihnachtszeitung der Heilsarmee, Wollsocken, Kerzen und Servietten.
Zusätzlich erhielten sie in der Garage (weil wir im Saal zu wenig Platz hatten) eine Tasche mit Lebensmitteln. Wir erhielten sehr viele Lebensmittel von Grosshändlern, speziell Dinge, die man in Norwegen um Weihnachten herum isst.
Mitttwoch waren dann die Familien dran. Sie erhielten ebenfalls eine Geschenkkarte für Lebensmittel und eine Lebensmitteltasche und die vorbereitete Tasche mit den Geschenken für die Kinder und Erwachsenen. Es war auch am Mittwoch eine feierliche und ruhige Stimmung und die Beschenkten waren sehr dankbar.
Der “Wühltisch” war sehr beliebt, am Schluss blieben nur einige Bücher und Kleidungsstücke übrig, die im neuen Jahr ihren Weg in die Brocki finden werden.
Ein paar Leute haben ihre Geschenke nicht abgeholt und andere haben wir am Mittwoch und Donnerstag mit dem Auto ausgeliefert. Ich glaube, unterdessen haben alle Geschenke ihren Besitzer gefunden 🙂
Ja, wer wurde da denn eigentlich beschenkt? Die Personen, welche von der Weihnachtshilfe Gebrauch machen möchten, müssen ein ausgefülltes Formular mit Angaben zu Anzahl Familienmitgliedern, finanzielle Lage, Einkommen und anderen Informationen ausfüllen und bei uns einreichen. Diese Formulare wurden dann von Janne geprüft und gutgeheissen. Ich glaube, es gab in diesem Jahr niemand, dem die Weihnachtshilfe verweigert wurde.
Die Topfkollekte ist eines der Markenzeichen der Heilsarmee und findet auch in Coronazeiten statt. Wenn auch an den meisten Orten leicht abgeändert. Hier bei uns in Harstad findet sie fast wie normal statt. Die einzige Änderung, die wir haben, ist dass die Helfer auf freiwilliger Basis eine Maske tragen und dass wir die Westen nach jeder Person austauschen und jeden Abend waschen. Nun haben wir auch hier in Harstad wieder ein paar wenige Ansteckungen mit Covid-19 aber es breitet sich kaum aus.
Ja, der berühmte “Topf”, welcher der Sammlung im Dezember ihren Namen verleiht, wird in Island zum “jólapottur” (sprich “joulapottür”) und in Norwegen zur “julegryte” (sprich “jülegryte” das “y” ist dabei ein spitzes “ü” mit vorgestülpten Lippen). Beide Wörter bedeuten das Gleiche, nämlich “Weihnachtstopf”.
Hier in Harstad hat die Topfkollekte bereits am 3. Dezember gestartet, wir sind also mittendrin. Geplant waren ursprünglich drei Töpfe, aber wir haben zu wenig Freiwillige, um alle drei zu bewirtschaften, daher haben wir nur zwei. Wenn wir genug Helfer finden, dann geht es nahtlos jeden Tag (ausser an den Sonntagen) bis zum 23. Dezember. Jeden Tag müssen die beiden Töpfe zu den jeweiligen Standorten gebracht, am Abend abgeholt und das Geld gezählt werden. Janne übernimmt den grössten Teil dieser Aufgaben, aber natürlich sind auch Siggi und ich eingebunden.
Auch Topfwacht stehen ist auf dem Programm. Wir sind meistens “Lückenbüsser” und füllen freie Stunden, die niemand wollte. Vor allem am Anfang der Topfkollekte füllten sich die Stunden nicht bis zum Abend, dann haben wir den Topf einfach früher abgeholt. Meistens läuft gegen Abend sowieso nicht mehr so viel.
Ich bin beeindruckt vom Einsatz der Freiwilligen! Viele von ihnen schreiben sich jede Woche mehrere Stunden ein, sind zuverlässig und mit vollem Einsatz dabei. Die beiden Töpfe stehen drinnen, was es etwas angenehmer macht. Viele Helfer schreiben sich darum auch zwei oder drei Stunden am Stück ein. Wir sind hier in Harstad wirklich gesegnet mit vielen treuen und zuverlässigen Helfern!
Wir haben auch freiwillige Helfer beim Zählen des Geldes, da es immer mindestens zwei Personen aus verschiedenen Familien sein müssen. Siggi und ich dürften also nicht alleine zählen, da wir verheiratet sind.
Mit dem Geld das wir bei der Topfkollekte einnehmen, wird die juleutdeling (sprich “jüle-üt-deling” = Weihnachtsausteilung) finanziert. Dies ist die örtliche Weihnachtshilfe für Menschen in finanziellen Schwierigkeiten und findet nächste Woche statt. Ich erzähle dir nächste Woche mehr darüber, wie das vonstatten geht.
Der Advent ist angebrochen und mit ihm eine wunderbare Stimmung der Vorfreude mit Kerzenlicht und Weihnachtsliedern 🙂
Hier in Norwegen wird viel Wert darauf gelegt, dass die Farbgebung eingehalten wird: Violett für den Advent und Rot für Weihnachten. Die ganze Adventsdekoration und auch die Kerzen des Adventskranzes sind violett. Wenn es auf das Ende des Adventes zugeht, wird die violette Farbe gegen rot ausgetauscht.
Der Adventskranz wird traditionell aus immergrünen Zweigen gemacht, die das Leben symbolisieren. Die Form des Ringes ist ein Symbol für Gottes Ewigkeit, die Unsterblichkeit der Seelen und und das ewige Leben in Jesus Christus.
Die Farbe der Kerzen ist eigentlich zweitrangig, da das Wichtigste am Adventskranz die Flammen sind, die jeden Sonntag mehr Licht spenden und somit die Vorfreude auf die Geburt Jesu steigern. Ausserdem ist Jesus das Licht der Welt, somit symbolisieren die Kerzen auch Jesus, den Erlöser.
In der katholischen Tradition sind drei Kerzen des Adventskranzes violett und eine rosa. Die erste Kerze ist violett und symbolisiert Hoffnung. Die zweite Kerze ist ebenfalls violett und symbolisiert Glauben. Die dritte Kerze ist rosa und symbolisiert Freude – rosa ist die liturgische Farbe für Freude. Und die vierte Kerze ist wieder violett und symbolisiert Frieden. Das erinnert uns an das Versprechen der Engel an die Hirten: “Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.”
Manchmal steht noch eine weisse Kerze in der Mitte des Adventskranzes. Diese wird am Abend des 24. Dezembers angezündet. Sie heisst “Christuslicht” und symbolisiert das ewige Leben in Jesus Christus. Weiss ist die Farbe der Reinheit.
Auch die Weihnachtskrippe wird nicht einfach aufgebaut, wie ich das kenne. Am Anfang des Advents sind alle heiligen Könige noch auf der Reise, zum Beispiel in der Küche. Jede Woche rücken sie dann näher an die Krippe heran, bis sie am Heiligen Abend angekommen sind.
Ähnlich wird auch mit dem Jesus-Baby verfahren. Die Krippe ist leer, bis Jesus am Heiligen Abend geboren wird. Erst dann wird die Babyfigur in das Kripplein gelegt. Auch Maria und Josef befinden sich mit dem Esel auf der Reise. Sie kommen etwas vor Weihnachten im Stall an, aber nicht sehr viel vorher. Die Hirten mit den Schafen sind selbstverständlich noch auf dem Feld und kommen ebenfalls erst am Heiligen Abend zur Krippe hinzu.
Ich finde es spannend und eindrücklich, wie sehr hier in Norwegen der Advent und Weihnachten zelebriert werden. Es ist wunderbar, so jeden Tag ein bisschen mehr in das Wunder von Weihnachten einzutauchen. Und gerade jetzt, wo die Sonne hier in Harstad überhaupt nicht mehr aufgeht, tun die vielen Kerzen, die Weihnachtsbeleuchtungen und die stimmige Musik dem Gemüt gut 🙂
Natürlich will ich meine schweizer Wurzeln nicht einfach vergessen und habe daher heute zur Feier des Samichlausentages einen Grittibänz für Siggi gebacken 🙂
Ich habe noch eine kleine Bitte: Siggi und ich sind während unseres Praktikums in Harstad und den zwei Jahren Offiziersschule in Moss nur je 50% angestellt und erhalten daher auch nur 50% Lohn. Das ist ziemlich knapp, vor allem, weil wir viele Dinge neu anschaffen müssen. Wenn du uns also finanziell unterstützen möchtest, sind wir sehr dankbar dafür 🙂 Hier die Bankverbindung:
Letzten Samstag, 21. November und diese Woche Montag und Dienstag hatten wir bei uns im Korps Julemesse (sprich “Jülemesse” zu deutsch “Weihnachtsmarkt”). Es war toll, dass wir diesen Markt trotz der aktuellen Coronasituation halten konnten. Mit ein paar Extramassnahmen war es kein Problem. Wir durften maximal 35 Leute im Saal haben, sodass ein Abstand von 1m gewahrt werden konnte, alle Besucher wurden registriert und selbstverständlich hatten wir auch Handdesinfektionspflicht.
Auch wenn wir zuerst dachten, dass vielleicht viele Leute aufs Mal kommen, hatten wir nie Grossandrang. Es kamen insgesamt weniger Besucher als die letzten paar Jahre, aber es war eine gute Erfahrung. Die Stimmung war gemütlich und wir konnten auch einige Handarbeiten verkaufen. Am Samstag waren die Tische, wo man Kaffee und Kuchen geniessen konnte, fast rund um die Uhr besetzt. Montag und Dienstag war dann wie erwartet weniger los, dafür hatten wir mehr Zeit, um mit den einzelnen Besuchern zu reden.
Zusätzlich zum “normalen” Marktbetrieb hatten wir auch Lotterie und zwar drei verschiedene Varianten. Zum einen gab es die Lotterie, bei der die Besucher direkt Lose kaufen konnten und anschliessend wurde ausgelost. Die zweite Variante funktioniert so, dass die Lose im Voraus verkauft wurden und die Auslosung dann am Donnerstag, 26. November stattgefunden hat. Bei der dritten Variante konnte man am Markt selber so eine Art Rubbellos kaufen und je nach Zahlen gewinnt man.
Bei Variante 1 sind die Gewinne weniger teuer als bei Variante 2. Bei Variante 3 gab es nur bestimmte Dinge zu gewinnen: Kransekake (zu deutsch “Kranzkuchen”), Schokolade oder Kaffee. Bei Variante 1 gab es Dinge wie Kerzen, Servietten, Handtücher, Topflappen, Seife und andere Dinge dieser Art zu gewinnen. Die grösste Lotterie war die mit den im Voraus verkauften Losen. Da gab es grosse Preise wie ein Spielfeuerwehrauto, auf das ein zwei- bis dreijähriges Kind draufsitzen kann. Auch eine Puppe mit Bett oder bestickte Tischtücher waren bei den Gewinnen dabei.
Die Norweger mögen Lotterie. Fast jeden Donnerstag im Kveldsåpent gibt es eine kleine Verlosung. Dabei verkaufen wir die Lose allerdings nicht, sondern jeder Besucher erhält ein Los. Die Gewinne sind dabei in der Kategorie von Variante 1. Dabei werden die Gewinne von den Korpsmitgliedern gespendet. Es erstaunte mich am Anfang ziemlich, dass die Lotterie in der Heilsarmee einen so grossen Platz hat. Für grosse Anlässe wie eben die Julemesse finde ich es super, aber wenn wir das jede Woche machen, ist es etwas merkwürdig… Aber das ist meine persönliche Meinung. 😉
Wir waren zuerst unsicher, ob wir die Julemesse überhaupt durchführen sollten, aber mit den genannten Regeln war es möglich. Auch zur Durchführung beigetragen hat die Tatsache, dass wir in Harstad momentan keine Neuansteckungen haben. Die Heilsarmee richtet sich nach den nationalen und lokalen Vorgaben. Diese variieren je nach Ansteckungssituation in der jeweiligen Region. Bei uns in Harstad sind die Regeln weniger strikt als zum Beispiel in Oslo, da wir kaum Neuansteckungen haben.
Heute möchte ich dir etwas erzählen, was mich berührt hat: vor sechs Jahren ist Trude an Myalgischer Enzephalomyelitis (ME/CFS) erkrankt. Sie hatte daraufhin starke Muskelschmerzen, Konzentrations- und Schlafprobleme. Sie war zu dieser Zeit im Gymnasium, konnte aber die Schule nicht mehr besuchen, da sie teilweise ans Bett gefesselt war. Es war ihr kaum mehr möglich, ihren Alltag zu bewältigen, sie brauchte bei sehr vielen Dingen Hilfe. Die Ärzte und Spezialisten stellten ihr eine niederschmetternde Diagnose: unheilbar krank. Besonders schlimme Beschwerden rief der Verzehr von Laktose und Zucker hervor, daher war zum Beispiel Glacé von ihrem Speiseplan gestrichen.
Aber wie du ja weisst, ist Trude jetzt hier bei uns in Harstad und führt ein normales Leben. Was ist also mit ihrer Krankheit? Viele Freunde und Bekannte haben für Trude gebetet und nicht aufgegeben. Fünf Jahre lang war Trude krank und konnte ihr Leben nicht mehr so leben wie zuvor. Aber nach fünf Jahren wurde sie geheilt! Niemand weiss, wie das geschah, für uns ist es schlichtweg ein Wunder! Sie wurde komplett geheilt, hat keine Beschwerden und keine Intoleranzen gegenüber Lebensmitteln mehr 😀
Um zu überprüfen, ob sie wirklich geheilt war, fuhr sie am späteren Nachmittag des 18. November 2019 zu McDonald’s und kaufte sich einen Sundae mit Caramelsauce. Ungefähr zwei Stunden später spielte sie an einem Konzert (sie spielt super Cornet), genau dann, als sie eigentlich die schlimmsten Beschwerden aufgrund des Zuckers und der Laktose haben sollte. Aber es ging ihr gut! Sie ass nach dem Konzert auch Reispudding und trank Chai Latte mit normaler Milch, alles vertrug sie ausgezeichnet.
24 Stunden später erzählte sie ihren Eltern, was sie getan hatte und dass sie wirklich komplett geheilt war. Was für eine riesige Freude!! Darauf entschloss sie sich, eine Tradition zu starten und jedes Jahr am 18. November Glacé zu essen und sich und die Menschen um sie herum daran zu erinnern, was Gott für sie getan hat. 🙂 Ich finde das eine geniale Tradition! Trude ist wirklich eine wunderbare junge Frau und ich freue mich sehr darauf, mit ihr nächsten Sommer in die Offziersschule zu gehen!
Heute haben wir die kurze Zeit mit Tageslicht ausgenutzt und einen Ausflug nach Elgsnes gemacht. “Elgsnes” bedeutet auf deutsch “Elchhalbinsel”, aber leider haben wir keinen Elch zu sehen bekommen. Trotzdem war es wunderschön! 🙂 Hier ein paar Bilder:
Der Bunker ist ziemlich gross und hat mehrere Etagen. Wie man auf den Fotos sieht sind die obere und die untere Etage mit Leitern verbunden. Es gibt viele kleinere und grössere Räume und Nischen. In einer solchen Nische habe ich mich versteckt und Siggi erschreckt, als er vorbeikam 😉 Mir hat es Spass gemacht, er hat es mir nicht übel genommen 🙂
Auf dem Rückweg haben wir an einer kleinen Kirche gehalten, die dem Grönlandmissionar Hans Egedes gewidmet ist. Leider war die Kirche abgeschlossen, so dass wir sie nur von aussen begutachten konnten.
Zum Abschluss des Ausflugs sind wir noch nach Trondenes gefahren, da Trude noch nicht dort war. Die Kirche zeige ich dir nicht nochmal, aber der Blick Richtung Harstad war einmalig! Das “Abendlicht” ist eigentlich keins, da es noch nicht einmal 14:00 Uhr war…
So langsam wird es nach einer sehr geschäftigen Zeit wieder etwas ruhiger. Eigentlich hätten wir heute zwar ein Strassenfussballturnier, das aber leider wegen des Coronavirus abgesagt wurde. Sowieso gibt es hier in Harstad jetzt mehr Ansteckungen als im Frühling, aber es breitet sich im Moment nicht weiter aus.
Es ist noch längstens nicht so schlimm wie in der Schweiz. Wir dürfen uns immer noch versammeln. Die Regeln sind: maximal 50 Personen an einer öffentlichen Veranstaltung, 1m Abstand, Hände desinfizieren und alle Teilnehmenden registrieren. Somit sind alle unsere Veranstaltungen durchführbar.
Bis jetzt hatte ich noch nicht so Gelegenheit über norwegisch zu berichten. Siggi und ich sind ja in einer Sprachschule und haben einmal in der Woche Unterricht. Zusätzlich besuchen wir noch einen Kurs der katholischen Kirche, der ebenfalls einmal die Woche stattfindet. Bis jetzt geht es ziemlich gut voran. Siggi hat ein bisschen mehr Mühe als ich, da er zum ADHS dazu auch noch eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat. Aber er ist hochmotiviert und entschlossen, diese Sprache zu lernen. Wir haben beide den Vorteil, dass norwegisch mit unseren Muttersprachen verwandt ist. Oft habe ich den Eindruck, dass es nur ein bisschen abgeändertes Deutsch ist. Und andereseits gibt es Situationen, in denen ich überhaupt nichts verstehe.
In der Sprachschule lernen wir bokmål (sprich “bukmol”), das ist eine der beiden Schriftsprachen, die andere ist nynorsk. Nynorsk ist eine Mischung aus den verschiedenen Dialekten, bokmål kommt vom Dänischen. Für Siggi ist nynorsk etwas einfacher, da die Dialekte (besonders diejenigen hier im Norden) ähnlicher wie isländisch sind. Für mich ist bokmål etwas einfacher, da es näher am Deutschen ist. Siggi sagt häufig, dass die Dialektausdrücke für ihn einfacher sind als die Ausdrücke im bokmål.
Auch haben die Norweger ziemlich viele Ausdrücke aus dem Französischen und Englischen gekl… importiert.
Wir haben Besuch! Eigentlich schon seit dem 12. Oktober, aber ich bin erst jetzt dazu gekommen, ein bisschen von ihr zu erzählen. Sie heisst Trude (sprich “Trüde”) Petersen, kommt aus Stavanger (Westnorwegen) und wird nächsten Sommer ebenfalls mit der Offiziersschule beginnen. Im Moment unterstützt sie uns bis Ende November im Korps Harstad. Es ist eine wahre Freude, sie hier zu haben 😀 Wir werden nächstes Jahr viel Spass zusammen haben 😀 Wie du auf den Fotos sehen kannst, ist sie auch ein bisschen durchgeknallt. Das passt sehr gut zu uns 😉
In der letzten Zeit hatten wir sehr viel zu tun. Am Donnerstag der letzten Woche hatten wir Høsttakefest (sprich “höst-take-fest” = Erntedankfest) und dafür gab es Einiges vorzubereiten.
Gleich darauf am Freitagmorgen sind wir nach Tromsø (sprich “Trumsö”) abgereist, um dort an der divisionalen Offiziersversammlung der Division Nord-Norwegen teilzunehmen. Zahlenmässig ist dies die kleinste Division, aber flächenmässig die grösste. Sie erstreckt sich von Bodø (sprich “Budö) im Süden bis nach Kirkenes im Nordosten.
Wir sind mit dem Auto nach Tromsø gereist, es war eine Fahrt von ungefähr viereinhalb Stunden. Die ganze Konferenz war in einem Hotel, so dass wir nach der Ankunft in Tromsø nicht mehr weit reisen mussten. Bevor wir ins Hotel fuhren, besuchten wir die “Eismeerkathedrale” und assen in einem indischen Restaurant.
Am Samstagabend fuhren wir mit der Seilbahn auf den Storsteinen (sprich “S-tursteinen”), den 421m hohen Hausberg von Tromsø. Wir haben dort das Abendessen genossen und anschliessend auf der grossen verschneiten Dachterrasse Nordlichter bestaunt. Obwohl sich immer wieder Wolken davor schoben, sahen wir doch schöne Nordlichter. Für Trude das allererste Mal!
Am Sonntagmorgen fand der Willkommensgottesdienst der neuen Territorialleiter Lisbeth und Knud David Welander statt. Siggi hat im Anschluss um ein Foto mit ihnen gebeten, natürlich mit coronakonformen Abstandsregeln 😉
Der Winter kommt immer näher und mit ihm auch die Dunkelzeit. Unterdessen ist es um ca. 16:00 Uhr dunkel draussen, die Sonne geht etwa um 8:00 Uhr auf. Auch haben wir ein kleines bisschen Schnee, allerdings ist er schon wieder am schmelzen. Aber am Donnerstag und gestern sah es super aus! 🙂
Der hiesige katholische Priester Günther (ja, er ist Deutscher 🙂 ) hat uns vor zwei Wochen ein paar Aussichtspunkte rund um Harstad gezeigt und uns danach zu Fårikål (sprich “Forikol”) eingeladen. Es war sehr fein und Siggi hätte gerne den Topf leergegessen, wenn seine Magenkapazität das zugelassen hätte 😉 Fårikål ist das norwegische Nationalgericht und besteht aus Lammfleisch oder Schaffleisch (får, sprich “for”) und Kohl (kål “sprich kol”). Daher der Name. Wörtlich übersetzt wäre das “Schaffleisch in Kohl”. Sehr kreativ 😉
Wie schnell die Zeit vergeht! Schon ist wieder Samstag und ich merke, dass Samstage fast die einzigen Tage sind, an welchen ich Zeit für einen Blogeintrag habe. Daher wird es sich wahrscheinlich auf ungefähr einen Beitrag pro Woche beschränken.
Heute möchte ich dir etwas über das Korps Harstad erzählen. Letzte Woche hast du ja etwas über Stedet und die Lebensmittelabgabe erfahren, heute möchte ich über die Zusammenkünfte und anderen Programme berichten.
Am Montagabend ist jeweils Strikkekafé 🙂 Es ist super, da einfach dabei sein zu können und keine Verantwortung zu haben. Ich geniesse das sehr!
Jeweils donnerstagabends haben wir Kveldsåpent. Das ist eine Art Gottesdienst mit einer Pause für Kaffee und belegte Brote in der Hälfte. Das ist für mich immer noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Diese Gottesdienste eignen sich aber auch, um Vortragsabende oder sonstige spezielle Anlässe zu veranstalten. Normalerweise kommen zwischen 15 und 30 Leute an einem Donnerstagabend. Siggi hilft meistens den Saal vorzubereiten (er ist echt gut mit Deko!), Kaffee auszuschenken und helfen abzuräumen. Ich spiele Klavier und habe auch einmal einen Bibeltext vorgelesen.
Freitags und Samstags ist kein regelmässiges Programm in der Heilsarmee. Sonntags haben wir jede zweite Woche einen Gottesdienst um 18:00. Wenn kein Gottesdienst ist, stellen wir ein anderes Programm auf die Beine. Zum Beispiel ein Spaziergang im Folkeparken (da habe ich schon darüber berichtet), einen Ausflug zum Sommerhaus von Britt und Kyrre, eines Ehepaars aus dem Korps (Fotos unten) oder auch die “Samling for store og små” (sprich: “Samling for sture og smo” deutsch: “Versammlung für Gross und Klein”).
Das hatten wir erst einmal und ist ein neues Projekt, das Janne gestartet hat. Wir wollen unser Angebot mehr auf Familien und generationen-übergreifend ausrichten. Daher ist die “Samling for store og små” explizit auch an Kinder gerichtet. Es ist kein konventioneller Gottesdienst, sondern eher ein Beisammensein mit gemeinsamen Aktivitäten. Das erste Mal haben wir ein Spiel gespielt, bei dem alle mitmachen konnten, anschliessend habe ich eine kurze Andacht gehalten, wir haben Kinderlieder gesungen und danach Papierflieger und Schwäne gefaltet. Siggi hat Origami gelernt und uns in der Kunst des Papierfaltens unterrichtet. Es war super!
Für alle war etwas dabei, Gross und Klein haben sich wohlgefühlt. Es waren ca. 15 Leute anwesend und darunter auch drei Kinder 🙂 Auch die Hotdogs waren allseits beliebt 🙂 Von nun an soll es ungefähr einmal im Monat eine “Samling for store og små”geben. Nur leider hat niemand daran gedacht, Fotos zu machen. Daher keine Bilder 🙁
Aber dafür hier ein paar Bilder vom Ausflug zum Sommerhaus von Britt und Kyrre:
Auch viele praktische Arbeiten gehören zu unserem Tätigkeitsfeld. Sei es putzen und Tische stellen oder die Heilsarmee wieder beschildern 🙂 Siggi hat mit zwei Helfern das Schild wieder montiert, das bei der Fassadenerneuerung abgenommen wurde. Nun sind wir wieder sichtbar!