Vor zwei Wochen hat mich Hannes gefragt, ob ich Heimweh habe. Ich habe verneint und er hat nachgehakt: “Noch nie, seit du hier bist?” Ich habe wieder verneint. Nein, Heimweh habe ich tatsächlich keines. Aber ein bisschen melancholisch werde ich manchmal schon, wenn ich an meine Lieben zu Hause denke. Es ist nicht so, dass ich nach Hause möchte, vielmehr hätte ich gerne alle meine Leute hier 😉 Ja, die moderne Technik ermöglicht es mir, in Kontakt zu bleiben und dich auf dem Laufenden zu halten. Aber es ist doch nicht dasselbe, wie wenn du persönlich dabei wärst und wir die gleichen Erinnerungen teilen könnten. Das ist es, was mich ein wenig melancholisch stimmt.
Ich glaube, jeder Mensch, der einmal längere Zeit von Freunden und Familie getrennt gelebt hat, kennt diese Gefühle. Bei mir war es nach ca. 2 Monaten das erste Mal soweit. Ich stellte mir viele Fragen: Was mache ich hier? Warum bin ich überhaupt so weit weg? Was hat mein Aufenthalt für einen Sinn? Werde ich mich hier jemals komplett zu Hause fühlen? Wer versteht mich? Kann ich mich integrieren? Wann werde ich den Humor und die Kulturunterschiede verstanden haben? Wie kann ich der Isolation entgegenwirken?
Einiges davon hat sich wieder etwas gelegt. Ich werde mich wohl immer etwas fremd fühlen, aber das ist in Ordnung. Ich brauche nicht total mit Island zu verschmelzen. In meinem Inneren werde ich immer Schweizerin bleiben. Und das Wichtigste: Ich weiss, warum ich hier bin. Ich weiss, dass Gott mich hier haben will und er macht keine Fehler. Ich bin hier um zu lernen und zu lehren, um Leben zu teilen und Gottes Liebe zu verschenken. Das ist mein Auftrag, das ist der Grund, warum ich hier bin. Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl hier und ich liebe Island immer noch 🙂 Aber es ist ehrlicher, wenn ich auch die melancholischen Gedanken mit dir teile.