Isländische Mentalität

Was ist denn eigentlich so anders an den Isländern? Hm… Wie bereits angesprochen haben sie einen ziemlich schwarzen Humor, sind sehr viel unpünktlicher als Schweizer und nehmen alles etwas gemütlicher. Sie sind viel spontaner als Schweizer. Zum Beispiel helfen Lára und ich in der Band für den Lobpreisabend mit und niemand, ich wiederhole: absolut NIEMAND, hatte ein Problem damit, diese Woche vier (!) Bandproben zu haben! Das wäre in meinem Umfeld in der Schweiz schlicht unmöglich. Und die Proben dauern nicht etwa eine oder zwei Stunden, nein, die kürzeste war drei, die längste fünfeinhalb (!) Stunden. Zugegeben, da waren noch Pausen und Essen dazwischen, aber trotzdem. Es sind ziemlich unstrukturierte Proben, weil alle lieber sonst etwas auf den Instrumenten spielen und ausprobieren anstatt miteinander zu proben. Naja, ich helfe ja nur für diesen einen Lobpreisabend aus.

Gestern Abend habe ich die allerersten Polarlichter in meinem Leben gesehen!! Es war wunderschön! ? Sie waren anscheinend ziemlich stark und grün. Ich war total fasziniert, auch wenn sie nicht so aussahen wie auf Fotos. Die drei Isländer, die dabei waren (Ísak, Kristjana und Lára) sagen, dass alle Abbildungen von Polarlichtern mit Photoshop bearbeitet sind, in Realität sind sie nie so stark. Es war trotzdem sehr eindrücklich und ich bin fasziniert, wie kreativ unser Schöpfer ist! Während wir in eisigem Wind die Polarlichter bestaunten, fror Kristjana sehr und Ísak, ihr Freund, zog kurzerhand seine Fleecejacke aus, um sie ihr zu geben. So stand er nur noch im T-Shirt da. Ein Isländer eben… ? Zugegeben, Kristjana und Lára sind auch Isländerinnen und haben trotzdem gefroren. Egal…

Polarlichter über Reykjavík. Es ist sehr schwierig gute Fotos zu machen. Lára hat es mit ihrer Handykamere versucht. Danke, Lára!

Gestern habe ich die “Harpa” besucht, ein Glasgebäude für kulturelle Anlässe. Es befinden sich Konzertsääle, Kinos, Räume zum mieten, ein Restaurant oder Café (bin nicht ganz sicher, ich war nicht drin, da die Preise ungeheuerlich waren), viele Angebote für Touristen und Souvenirshops darin. Das Gebäude ist schön anzusehen, aber alles darin war überteuert und seeeehr touristisch.

Die “Harpa” von aussen…
… und von innen 🙂

Auch bin ich gestern ziemlich viel Bus gefahren und habe etwas mehr von der Stadt gesehen. Mein Ziel war die Brocki (Hertex), um mir eine warme Winterjacke zu kaufen. Leider wurde ich nicht fündig. Ja, im Moment haben wir in Reykjavík “gluggaveður” (Fensterwetter). Dem sagt man so, weil es von drinnen schön anzusehen ist, wenn man aber draussen ist, merkt man, dass der Schein trügt. Oft weht ein eisiger Wind, der den ganzen Sonnenschein zunichte macht.

Mit diesen gelben Stadtbussen “Strætó” gennant, sind wir viel gefahren
“Gluggaveður”: von innen schön anzusehen, draussen nicht mehr ganz so angenehm…

Ah, mein Thema in diesem Beitrag ist ja die isländische Mentalität. Was gibt es dazu noch zu sagen? Sie mögen Ausländer nicht besonders (aber ich bin in Ordnung, hat man mir gesagt ?), sind stolz auf ihre Sprache und ihre Spezialitäten (Schafskopf, Innereienwurst, fermentierter Hai… Bis jetzt hatte ich noch nicht die Gelegenheit, sie auszuprobieren) und legen viel Wert darauf, dass sie als friedliches Volk wahrgenommen werden. Eine kleine Geschichte dazu: England hat versucht, in isländischen Gewässern zu fischen. Da die Isländer zu dieser Zeit noch keine Küstenwache hatten, schickten sie Boote mit riesigen Scheren aus, um die Netze der englischen Fischerboote zu durchschneiden. So haben sie sich ihr Territorium zurückerobert. Wir nennen es passiv-aggressiv ?

Ja, die unstrukturierten Bandproben haben den Vorteil, dass ich ziemlich viel über Land und Leute lerne. Das ist es durchaus wert.

Ein Geschenk von Ingvi, dem Offizier von Reykjavík: Eine Kinderbibel in isländisch 🙂