Diese Woche haben wir unseren ersten Tagesausflug ins Gebiet rund um den See “Mývatn” (sprich: Mivatn) und das gleichnamige Dorf gemacht. Es war wunderschön! 🙂 Wir hatten super Wetter und perfekte Bedingungen. Sonnenschein und kaum Touristen, da es bereits September ist. “Mývatn” ist eigentlich der Name des Sees, steht aber für die ganze Gegend. Mit seinen vielfältigen Naturerlebnissen ist dieses Gebiet unbedingt einen Besuch wert! Das ganze Gebiet befindet sich auf dem Kontinentalgraben zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Platte. Die beiden Kontinentalplatten driften auseinander, daher ist das Gebiet von vielen vulkanischen Aktivitäten gezeichnet.
Mývatn befindet sich im Norden der Insel, auf dem mittelatlantischen Rücken. Der Bruch ist hier nicht so sichtbar wie an anderen Stellen der Insel, aber die vulkanischen Aktivitäten sind sehr vielfältig.
So, und hier jetzt ein paar Bilder dazu 😀
Námafjall Hverir ist eine nach Schwefel riechende Einöde, bestehend aus blubbernden Schlammtümpeln, dampfenden Felsformationen und viel lehmigem Boden. Die NASA nutzte diese Gegend, um ihre Astronauten vor der Mondlandung 1969 zu trainieren. Unsere Schuhe waren nach dem Besuch voll von klebrigem, nach Schwefel riechendem Schlamm. Wir versuchten, sie etwas zu putzen, bevor wir wieder ins Auto stiegen. War schwierig… So haben wir sie danach im Schnee “gewaschen” 😉
Das Gelände mit dem Birkenwald gehörte bis vor wenigen Jahren einem privaten Investor, der den Wald gepflegt hat. In seinem Testament hat er es dem Staat vermacht und somit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mein Leben im Moment ist alles andere als langweilig! Vielleicht hast du das schon mitbekommen 😀 Ich erlebe hier sehr viel! Unter anderem klingelt es plötzlich an der Tür und ein isländischer Youtuber versucht, uns seine Talentshow schmackhaft zu machen. Er musste uns erst erklären, dass er in Island berühmt ist und ich glaube, er hat gedacht, wir seien Amerikaner. Wie auch immer, es war lustig. Das würde in der Schweiz höchstwahrscheinlich nicht passieren. Island ist anders.
Auf dem Weg von Akureyri nach Reykjavík (als wir an das Jugendwochenende gingen, ist schon eine Weile her… 😉 ), haben wir Reiter gesehen, die Schafe über die Strasse getrieben haben. Island ist eines der letzten Länder, in welchem der Schafabtrieb von den Weiden im Hochland immer noch praktiziert wird. Die Schafe sind den ganzen Sommer über sich selbst überlassen und werden im September zusammengetrieben, um sie zu scheren und einige zu schlachten. Daher ist ein spezielles Herbstgericht in Island die “kjötsúpa”, eine Fleischsuppe mit Schaffleisch. Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, diese auszuprobieren. Die Schafe in der Schweiz werden nicht mehr den ganzen Sommer sich selbst überlassen. Island ist anders.
Dafür hatten wir heute beim “bæn og matur” (“Gebet und Essen”) ein traditionelles Gericht: “kakosúpa”! Dreimal darfst du raten, woraus das besteht. Genau: aus Schokolade! Es ist eine Schokoladen-Suppe. Sie ist in etwa zu vergleichen mit Schokoladencrème, aber dünner und wird warm serviert. Dazu gab es dicker Rahm (der in Island etwas säuerlich schmeckt), eine Art Zwieback, aber dicker, das in die Suppe gebröckelt wird, Brot, Käse, Eier, geräucherter Lammaufschnitt, Salami, Gurken… Da die Suppe süss ist (schmeckt wirklich wie dünne und warme Schokoladencrème), war die Kombination mit den salzigen Beilagen interessant. Ich fand es sehr angenehm, zwischen zwei Löffeln süsser Suppe mal ein Butterbrot mit Käse zu essen. Ich finde es super, kann ich traditionelle Gerichte probieren! Auch wenn ich nicht alles gern haben muss. Bis jetzt war alles lecker 🙂 Island ist anders.
Was ist sonst noch anders in Island? Die Stromproduktion! Also nicht als solches. Aber Island hat den Vorteil, dass heisses wie kaltes Wasser einfach so aus dem Boden sprudelt. Daher wird ein Grossteil des Stroms (wenn nicht sogar 100%) mit Dampfturbinen oder Wasserkraftwerken produziert.
Es ist spannend, wenn man an so einem Ort vorbeifährt, wo dampfende Säulen eine heisse Quelle markieren. Da auch kaltes Wasser in schier endloser Menge verfügbar ist, muss ich hier etwas umdenken. Wasser sparen kennen die Isländer nicht. Da man fast aus jedem Bach und Fluss in der Natur trinken kann, wird auch das Wasser direkt von den Bächen und Quellen in die Leitungen eingespeist. Und zwar heisses, wie auch kaltes Wasser. Das ist der Grund, warum das heisse Wasser in Reykjavík stark nach Schwefel riecht. Auch hier in Akureyri riecht man es ein bisschen, aber viel weniger. Beim Heizen muss ich ebenfalls umdenken. Da das heisse Wasser kostenlos verfügbar ist, wird bei offenen Fenstern auf dem Maximum geheizt. Das ist für mich als eher sparsamen Menschen noch gewöhnungsbedürftig. Aber vor allem in unserem Haus ist es wichtig, dass die Fenster offen sind, da das Haus sonst innen feucht wird und zu schimmeln beginnt. Die Fenster sind ebenfalls anders als in der Schweiz. Sie können nicht ganz geöffnet werden, sondern nur wie eine Luke. Daher sind sie meistens Tag und Nacht offen. Island ist anders.
Die Aballtrennung ist anders als in der Schweiz, aber auch ganz ok 😉 Es gibt separate Container für Kompost, Plastik, Büchsen, Papier und Karton, Glas, Getränkeflaschen und Aludosen. In den Kompost kann man alles, was irgendwie biologisch abbaubar ist, reinwerfen, auch Essensreste. Das ist super praktisch! Island ist anders.
In vielerlei Hinsicht ist Island anders als die Schweiz. Aber Akureyri und Biel haben auch ein paar Gemeinsamkeiten: In beiden Städten leben viele einsame Leute, sozial isoliert und von der Gesellschaft abgeschnitten. Die Armut beider Städte ist nicht materieller, sondern sozialer Art. Dem wollen wir hier in Akureyri entgegenwirken, so wie wir das auch in Biel wollen. Die Hertex (Brocki) in Akureyri ist ein Treffpunkt für viele einsame Leute aus dem Quartier, daher werden wir vermehrt dort anzutreffen sein, mit ihnen reden, oder einfach nur da sein. Immerhin kommen schon ein paar Kinder zu unserem “opið hús” (offenen Haus), aber wir möchten noch sichtbarer werden in der Stadt. Daher gibt es bald eine Sitzung, bei welcher wir besprechen, wie wir als Heilsarmee in der Stadt aktiv werden und der Not der Menschen begegnen können. Schliesslich sind wir hier, um Liebe, Frieden und Freude zu proklamieren und zu leben. Wir wollen die Liebe Jesu in diese Stadt hinaustragen und Licht in der Dunkelheit sein. Ich bin gespannt, was da raus kommt!
So anders ist Island eben doch nicht. Alle Leute hier sehnen sich nach Liebe und Annahme, genau so wie in der Schweiz. Die Menschen brauchen Jesus, genau wie in der Schweiz. Und unser Gott ist derselbe, hier und in der Schweiz.
Hier dokumentiere ich den Fortschritt meines isländischen Wollpullovers, “Lopapeysa” genannt.
Er wird immer grösser, und doch habe ich das Gefühl, dass er viel zu klein ist. Aber Greta (Herdís’ Mutter und meine treue Helferin) hat gesagt, dass es täuscht, da er noch nicht seine volle Höhe hat und dass er nach der ersten Wäsche noch etwas grössser wird. Dass der Lopapeysa wächst ist sehr wünschenswert! Nur wächst damit auch das Gepäck, das ich mit mir herumtragen muss, wenn ich die “Lismete” mitnehmen will… Daher werde ich ihn wahrscheinlich nicht mehr allzu oft transportieren.
Mein erster Lopapeysa ist fertig! 😀 Ich habe dafür 50 Tage gebraucht. Es ist nicht schwierig, braucht aber etwas Ausdauer 🙂 Das nächste Projekt sind Finken, danach werde ich wohl meinen zweiten Lopapeysa stricken 😀
Nun, da es nicht mehr nur ein Pullover sondern deren zwei sind, die ich stricke, habe ich den Titel entsprechend geändert. “Ein lopapeysa”, aber “tvær lopapeysur”. Ich habe am 8. November mit dem zweiten Lopapeysa begonnen. Leider habe ich vergessen, Fotos zu machen, als ich mit dem zweiten Lopapeysa begonnen habe, darum hier jetzt halt schon das fortgeschrittene Strickstück:
Ich bin leider nicht mehr so gut im fotografisch Dokumentieren… Der zweite Lopapeysa ging auch viel schneller als der erste. Ist bald fertig 🙂
So, nun da ich zwei Lopapeysur gestrickt habe, hat mich das Fieber vollends gepackt! 🙂 Wer will noch mal, wer hat noch nicht? 😉
In der Zwischenzeit war ich natürlich nicht faul und habe Finken gestrickt. Und einen Kinderlopapeysa mit Pinguinen für Ruben. Dieser wird hier aber erst gezeigt, wenn das Geburtstagsgeschenk überbracht ist 🙂
Über Weihnachten haben die Stricknadeln nicht geruht 😉 Und jetzt habe ich vier Bestellungen für Lopapeysur! Den ersten habe ich mal angefangen.
Sorry, die Qualität der Fotos ist miserabel… Ich habe mit meinem Natel fotografiert, da der Fotoapparat gerade nicht zur Hand war. Und da die Frontkamera bei meinem Natel eine Diva ist und manchmal nicht funktionieren will, habe ich Selfies gemacht, bei schlechten Lichtverhältnissen und ohne Blitz…
Hier jetzt noch der geheimgehaltene Kinderpullover mit Pinguinen, den ich für Rubens 6. Geburtstag gemacht habe:
Juppie, ich bin wieder zu Hause 🙂 Ich bin echt froh, wieder hier zu sein, obwohl Reykjavík auch schön war. Ich mag Reykjavík, aber ich liebe Akureyri 🙂
Der Flug von Reykjavík nach Akureyri verlief problemlos und ich hatte eine fast perfekte Aussicht auf Island. Nur fast perfekt, weil ein Teil der Propellermaschine mir die Sicht verdeckt hat. Aber ist nicht so schlimm. Hier noch ein paar Bilder von Island von oben:
In unserer Abwesenheit hat Schnee die Berge rund um Akureyri überzuckert. Noch ist der Winter nicht hereingebrochen, aber es ist ein ausnehmed kalter September mit Temperaturen unter Null in der Nacht.
Etwas Lustiges haben uns Drea, Ludwig und Herdís erzählt: In unserer Strasse hat es viele Bäume mit orangen Beeren. Diese sind nun fermentiert und die Vögel, die sie fressen, werden davon betrunken. Auf einmal flog ein Vogel in unsere Wohnung und Drea und Ludwig mussten den betrunkenen Vogel wieder hinausscheuchen 😀
Heute hatten wir eine Brunch-Sitzung als Dynamo-Team und am Nachmittag wieder Sprachkurs. Wir lernen immer mehr, aber für mehr als eine sehr einfach Unterhaltung reicht es leider noch nicht…
Es hat übrigens jetzt Fotos zu den Berichten aus Reykjavík 🙂 Uuuund ich werde nach und nach den Fortschritt meines Lopapeysa dokumentieren. Wenn es dich interessiert, schau ab und zu den Artikel zum Lopapeysa an 🙂
Was ist denn eigentlich so anders an den Isländern? Hm… Wie bereits angesprochen haben sie einen ziemlich schwarzen Humor, sind sehr viel unpünktlicher als Schweizer und nehmen alles etwas gemütlicher. Sie sind viel spontaner als Schweizer. Zum Beispiel helfen Lára und ich in der Band für den Lobpreisabend mit und niemand, ich wiederhole: absolut NIEMAND, hatte ein Problem damit, diese Woche vier (!) Bandproben zu haben! Das wäre in meinem Umfeld in der Schweiz schlicht unmöglich. Und die Proben dauern nicht etwa eine oder zwei Stunden, nein, die kürzeste war drei, die längste fünfeinhalb (!) Stunden. Zugegeben, da waren noch Pausen und Essen dazwischen, aber trotzdem. Es sind ziemlich unstrukturierte Proben, weil alle lieber sonst etwas auf den Instrumenten spielen und ausprobieren anstatt miteinander zu proben. Naja, ich helfe ja nur für diesen einen Lobpreisabend aus.
Gestern Abend habe ich die allerersten Polarlichter in meinem Leben gesehen!! Es war wunderschön! ? Sie waren anscheinend ziemlich stark und grün. Ich war total fasziniert, auch wenn sie nicht so aussahen wie auf Fotos. Die drei Isländer, die dabei waren (Ísak, Kristjana und Lára) sagen, dass alle Abbildungen von Polarlichtern mit Photoshop bearbeitet sind, in Realität sind sie nie so stark. Es war trotzdem sehr eindrücklich und ich bin fasziniert, wie kreativ unser Schöpfer ist! Während wir in eisigem Wind die Polarlichter bestaunten, fror Kristjana sehr und Ísak, ihr Freund, zog kurzerhand seine Fleecejacke aus, um sie ihr zu geben. So stand er nur noch im T-Shirt da. Ein Isländer eben… ? Zugegeben, Kristjana und Lára sind auch Isländerinnen und haben trotzdem gefroren. Egal…
Gestern habe ich die “Harpa” besucht, ein Glasgebäude für kulturelle Anlässe. Es befinden sich Konzertsääle, Kinos, Räume zum mieten, ein Restaurant oder Café (bin nicht ganz sicher, ich war nicht drin, da die Preise ungeheuerlich waren), viele Angebote für Touristen und Souvenirshops darin. Das Gebäude ist schön anzusehen, aber alles darin war überteuert und seeeehr touristisch.
Auch bin ich gestern ziemlich viel Bus gefahren und habe etwas mehr von der Stadt gesehen. Mein Ziel war die Brocki (Hertex), um mir eine warme Winterjacke zu kaufen. Leider wurde ich nicht fündig. Ja, im Moment haben wir in Reykjavík “gluggaveður” (Fensterwetter). Dem sagt man so, weil es von drinnen schön anzusehen ist, wenn man aber draussen ist, merkt man, dass der Schein trügt. Oft weht ein eisiger Wind, der den ganzen Sonnenschein zunichte macht.
Ah, mein Thema in diesem Beitrag ist ja die isländische Mentalität. Was gibt es dazu noch zu sagen? Sie mögen Ausländer nicht besonders (aber ich bin in Ordnung, hat man mir gesagt ?), sind stolz auf ihre Sprache und ihre Spezialitäten (Schafskopf, Innereienwurst, fermentierter Hai… Bis jetzt hatte ich noch nicht die Gelegenheit, sie auszuprobieren) und legen viel Wert darauf, dass sie als friedliches Volk wahrgenommen werden. Eine kleine Geschichte dazu: England hat versucht, in isländischen Gewässern zu fischen. Da die Isländer zu dieser Zeit noch keine Küstenwache hatten, schickten sie Boote mit riesigen Scheren aus, um die Netze der englischen Fischerboote zu durchschneiden. So haben sie sich ihr Territorium zurückerobert. Wir nennen es passiv-aggressiv ?
Ja, die unstrukturierten Bandproben haben den Vorteil, dass ich ziemlich viel über Land und Leute lerne. Das ist es durchaus wert.
In der Heilsarmee Reykjavík auszuhelfen, bringt viele neue Bekanntschaften mit sich. Das ist einerseits schön, andererseits nimmt es mir ziemlich viel Energie… Auch das Kennenlernen der Programme und der Abläufe braucht Aufmerksamkeit und ist anstrengend. Ich bin in einem Dauerzustand von Müdigkeit, obwohl ich darauf achte, genug zu schlafen. Da ich eine eher introvertierte Person bin, fällt es mir schwer, meine Batterien zu laden, wenn ich ständig unter Leuten bin. Nichtsdestotrotz gefällt es mir hier in Reykjavík und ich finde es super, was die Heilsarmee alles anbietet. Im Moment ist die Heilsarmee in einem Einkaufszentrum einquartiert und das ist genial, weil viele Leute vorbeigehen, hereinschauen oder auch hereinkommen. Daher sind die Programme auch eher offen gehalten. Oft kann man einfach dazustossen, Spiele spielen, “gesprächlen” oder Kaffee trinken. Da die Heilsarmee viele Nahrungsmittelspenden erhält, gibt es immer etwas zu essen. Verhungern werden wir ganz sicher nicht! ?
Was sicher auch dazu beiträgt, dass ich sehr müde bin, ist die Sprache. Noch verstehe ich nicht genug, um mich an einem Gespräch zu beteiligen und ich versuche, zumindest Wortfetzen aufzuschnappen. Heute Abend werde ich in der Jugendgruppe einen Gedanken teilen und am Sonntag noch einmal etwas aus meinem Leben erzählen. Da kann ich zwar englisch sprechen, das macht es aber nicht viel einfacher… Naja, es wird auf jeden Fall gehen ?
Seit Freitag bin ich wieder in Reykjavík. Zuerst an einem territorialen Jugendwochenende mit Jugendlichen aus Norwegen und Island, insgesamt ca. 20 Leute. Das Thema war “Zeit mit Gott” und wir haben uns mit Gottes ursprünglicher Idee von uns Menschen und unserer Berufung, mit ihm in eine Beziehung zu treten, auseinandergesetzt. Das war sehr spannend!
Am Sonntagnachmittag sind die Teilnehmer aus Akureyri und Norwegen wieder nach Hause gefahren. Lára und ich bleiben noch eine Woche in Reykjavík, um die Heilsarmee hier zu unterstützen. Heute Morgen fand ein Nähatelier statt, in dem Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen die Möglichkeit haben, sich mit Taschen nähen Geschenkkarten für Lebensmittelgeschäfte zu verdienen. Die Frauen sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, auch weil sie dadurch ein gewisses Mass an Selbstständigkeit und Freiheit erlangen. Es sind vor allem Frauen aus muslimischen Ländern, die als Einwanderer in Island leben. Die Stofftaschen werden an Grossverteiler verkauft, welche sie gratis an die Kundschaft abgeben. September ist in Island plastikfrei (auf freiwilliger Basis) und einige Grossverteiler helfen aktiv mit. Unsere Aufgabe war es, uns mit den Kindern der Frauen aus dem Nähatelier zu beschäftigen. War lustig, auch wenn die Kommunikation eher schwierig war, weil sie weder isländisch noch englisch sprachen… Zum Mittagessen wurden wir mit marokkanischem Essen verköstigt 😀
Weiter gehts heute mit “Heimilasambandið” (Heimbund), Salutistenkurs und Probe für den Lobpreisabend am Samstag. Dann fallen wir wahrscheinlich totmüde ins Bett.
Anlässlich des Jugendwochenendes in Reykjavík haben wir gestern Nachmittag eine Sightseeing-Tour mit dem Car gemacht. Unser Reiseführer, ein Freund von Hannes (dem Offizier von Akureyri, der ganz nebenbei auch noch sämtliche Fahrzeuge auf diesem Planeten fahren darf und somit unser Carchauffeur war), erzählte uns unterwegs diverse isländische Geschichten, die einen glaubwürdiger, die anderen eher fantasievoll 😉 Ich gebe dir hier eine kleine Kostprobe. Die Bilder folgen, sobald ich wieder in Akureyri bin und Zugang zu meinem Laptop habe…
Die erste Geschichte handelt von einem Bauer, der jeden Sonntagmorgen auf einen Berg kletterte, um das Wetter für die nächste Woche vorauszusagen. Natürlich war er als Bauer stark auf das Wetter angewiesen und so wurde er zum “Wetterfrosch” der ganzen Umgebung. Ob seine Prognosen eintrafen oder nicht, sei dahingestellt…
Die zweite Geschichte lautet folgendermassen:
Der erste Norweger, der Island dauerhaft besiedelte, lebte zuerst zwei Winter lang im Schutz eines Berges, bevor er nach Reykjavík zog. Sein Name war Ingolfur. Dies ereignete sich um das Jahr 894 herum. Vor ihm besiedelten bereits irische Mönche die Insel und als dann mehr norwegische Vikinger die Insel betraten, brachten sie die Mönche um, weil diese Christen waren und die Vikinger an die nordischen Götter glaubten.
Dritte Geschichte:
Um das Jahr 1920 erhielt der Landbesitzer des Wasserfalls Gullfoss (sprich: Gütlfoss) ein lukratives Angebot englischer Investoren, welche die Kraft des Wassers für die Stromproduktion nutzen wollten. Der Landbesitzer wollte ihnen den Wasserfall verkaufen. Doch seine Tochter drohte ihm, sich in die tosenden Fluten des Gullfoss zu stürzen, wenn er es wagen würde, das Land zu verkaufen. Der Landbesitzer liess sich umstimmen. Dank seiner Tochter können wir heute noch diesen eindrucksvollen Wasserfall besichtigen.
Die vierte Geschichte ist eine Liebesgeschichte und geht so:
Ein Mann, der mit dem Gesetz diverse Male in Konflikt geraten war, verliebte sich in die Tochter des Polizisten. Da seine Liebe von ihr erwidert wurde, holte er sie eines nachts ab und floh mit ihr in die Berge, wo er lebte. Natürlich wusste er, dass ihr Vater sie verfolgen würde, aber er hoffte, ihm zu entkommen. Nun waren sie etwa auf halbem Weg, als ein Schneesturm von noch nie dagewesener Stärke die Fliehenden überraschte. Sie konnten weder vor noch zurück. Der Gesetzlose liebte die Tochter des Polizisten sehr und so sah er nur eine Möglichkeit: Er tötete das Pferd, das sie bei sich hatten, entfernte die Innereien und hiess seine Geliebte, sich in das tote Pferd zu legen. Er selber setzte sich darauf und hielt in seinen Händen einen langen Stab, um die Stelle zu markieren. Tatsächlich ragte der Stab nach dem Schneesturm wenige Zentimeter aus dem Schnee heraus und als der Polizist die Verfolgung aufnahm, fand er die Markierung im Schnee. Er begann an dieser Stelle zu graben. Er fand den Liebhaber seiner Tochter steifgefroren auf dem Pferd sitzend und seine Tochter lebendig im Inneren des Pferdes.
Zum Geysir, den wir besuchten (übrigens Namensgeber für alle heissen Springquellen), gibt es ebenfalls eine Geschichte:
Ein Mann in den Bergen lebte davon, dass er Schafe stahl und sie im siedend heissen Wasser des Geysirs kochte. Er wurde nie gefangen, weil er sehr schlau und geschickt war.
Die letzte Geschichte handelt von einer Familienfehde:
Zwei Familien lagen im Streit miteinander. Familie B brachte Familie A’s Sohn um, weil sie behaupteten, er stehle Pferde. Daraufhin schwor Familie A Rache. Sie überlisteten den Sohn von Familie B auf dem Feld und köpften ihn. Ein Sklave wurde beauftragt den Kopf zu Familie B zu bringen und ihnen zu zeigen, dass sie Rache genommen hatten. Doch der Sklave zitterte vor Angst, umgebracht zu werden. So liess er den Kopf auf dem Feld fallen und kehrte zu Familie A zurück. Diese glaubten ihm aber nicht, dass er den Kopf überbracht hatte und folterten ihn, bis er die Wahrheit gestand. Der Kopf aber, blieb unauffindbar. Bis vor ungefähr zwei Jahren, als ein Bauer bei der Arbeit auf dem Feld einen Schädel fand. Interessanterweise nur einen Schädel und keine anderen Knochen. Ob die Geschichte wohl wahr ist…?
Ich weiss, die Geschichten sind eher brutal und makaber. In einem kargen und rauhen Land wie Island entwickeln die Menschen einen eher makaberen Sinn für Humor und sind sehr sarkastisch. Das macht aber nichts, ich mag die Leute sehr!
Gestern hatten wir das erste Mal ein offenes Haus für Kinder (“opið hús” sprich “opi*th* hus”), aber da wir nicht wirklich Werbung gemacht haben, war nur die Enkelin der Offiziere da. Anscheinend hat Birna nicht sehr viele Kinder erwartet, denn sie hat Klebeband in verschiedenen Farben organisiert und uns beauftragt, den Saalboden mit Spielen für Kinder zu bekleben. Es hat echt Spass gemacht und es war super, die Reaktionen der Leute zu sehen, die den Saal betreten haben 😉 Die allermeisten reagierten positiv und die anderen sagten nichts 😉
Heute Mittag war “bæn og matur” (sprich: bäin og *gaaaanz weiches g* matür), was soviel wie “Beten und Essen” bedeutet. Die meisten Teilnehmer waren über 70 und wir haben den Altersdurchschnitt ein bisschen nach unten gezogen 😉 Es war schön, alte Lieder zu singen, die ich zum Teil auf deutsch kannte. Ich habe einfach den isländischen Text zur Melodie gesungen, hat ziemlich gut geklappt. Nach dem Singen und Beten
wurden wir mit einem sehr typischen isländischen Gericht verköstigt. Ich habe leider wieder vergessen, wie die Wurst heisst, aber sie war sehr lecker. Ja, geräucherte Wurst, die gekocht war, hat es gegeben, dazu Kartoffeln, Erbsen und eine süsse Béchamelsauce. Die Kombination war eigenwillig, aber sehr lecker.
Ich habe gestern mit dem Projekt “Lopapeysa” gestartet und hoffe, dass ich ihn vor Weihnachten fertigstellen kann 🙂 Zum Strickclub kamen gestern auch zwei junge Mormonen, die einen Lopapeysa stricken wollen. Sie konnten beide überhaupt nicht stricken, aber es war sehr unterhaltsam. Die beiden jungen Herren sind Amerikaner und seit einem Jahr in Island. Sie sprechen laut Herdís sehr gut isländisch, ich war beeindruckt und ein bisschen neidisch. Naja, es geht voran, ich lerne jeden Tag mehr und kann jetzt einfache Sachen sagen. Zum Beispiel:
“Ég heiti Marie-Louise, ég er frá Sviss og ég er tuttugu og níu ára.”
-> “Ich heisse Marie-Louise, ich bin aus der Schweiz und bin neunundzwanzig Jahre alt.”
“Ég er að læra islensku, ég tala smá islensku. En ég tala ensku og þýsku.”
-> “Ich lerne isländisch, ich spreche nur wenig isländisch. Aber ich spreche englisch und deutsch.”
“Maturinn er mjög góður.” -> “Das Essen ist sehr gut.”
Und ich kann so nützliche Dinge wie “Du bist eine Giraffe” sagen 😉
“þú er giraffi.” Ja, damit kommt man weit im Leben! 😀
Mein aktuelles Zuhause ist wunderschön an einem Fjord mit dem klangvollen Namen “Eyjafjörður” gelegen (der Buchstabe ð wird wie ein englisches “th” geprochen, also eigentlich ein gelispeltes S 😉 also wird der Name des Fjords “Eyafjör*th*ür” ausgesprochen). Der Hafen ist sehr nah und eine wichtige Einnahmequelle für Akureyri. Auch der Tourismus spielt eine grosse Rolle. Unser Haus ist das letzte am Eyrarvegur (sprich: Eyrarvegür) und der Ozean ist auf zwei Seiten sehr nah, was ich geniesse 🙂 Auch zu Einkaufsgelegenheiten und zur Heilsarmee sind es nur ein paar Gehminuten. Das ist super praktisch!
Akureyri ist eine kleine Stadt mit ungefähr 18‘000 Einwohnern (etwas grösser als Lyss). Trotzdem ist sie sehr weitläufig und ich habe selten das Gefühl, wirklich in einer Stadt zu sein. Die Häuser sind meistens ein- oder zweistöckig, im Stadtzentrum hat es auch einige höhere Häuser und ich habe sogar zwei Wohnblocks gesehen, aber die sind die absolute Ausnahme. Es hat sehr viele Einfamilienhäuser und fast jedes Haus hat einen Garten. Zwischen den Häusern gibt es viel Grün, Pärke, Bäume, Bäche, Wiesen und Fussballfelder. Die Isländer brauchen Platz und da sie davon reichlich haben, nutzen sie ihn auch 😉 Es ist völlig anders als in der Schweiz, wo verdichtetes Bauen angesagt ist und Zersiedelung zum Problem werden kann. Hier in Island bauen sie grosse Gebäude meistens nur auf zwei Etagen, dafür halt einfach mehr Fläche pro Etage. Ich finde es super, hat es so viel Platz und so viel Grün. Das gibt mir fast das Gefühl, auf dem Land zu leben. Grundsätzlich ist in Akureyri alles zu Fuss machbar, aber es existieren auch öffentliche Busse, die sogar gratis sind! Das finde ich super 🙂 Für längere Strecken lohnt sich der Bus allemal, auch wenn er meistens nur einmal in der Stunde fährt.
Ausserhalb der Stadt gibt es ein Skigebiet, das im Winter sehr viele Isländer und auch auswärtige Touristen anlockt. Herdís hat mir erzählt, dass vor allem Schweizer nach Akureyri kommen, um hier Skiferien zu machen. Das Einzigartige am Skigebiet in Akureyri ist, dass man mit den Skis bis zum Ozean herunter fahren kann. Das möchte ich unbedingt mal ausprobieren! Auch sonst gibt es rund um Akureyri viel Sehenswertes.
Heute waren wir mit dem Heimbund von Akureyri unterwegs (in isländisch “Heimilasambandið” genannt, genau so gesprochen wie geschrieben, mit dem englischen “th” am Schluss). Es war interessant, die älteren Damen kennenzulernen, auch wenn es etwas schwierig war, mit ihnen zu kommunizieren, da sie nur isländisch sprechen und wir noch nicht wirklich gut isländisch können… Aber ja, das wird sich geben 🙂
Wir waren in einem Freilichtmuseum mit Café etwa eine halbe Stunde Autofahrt ausserhalb von Akureyri. Hier ein paar Bilder dazu: