Was sonst noch so läuft

Diese Woche haben wir in die verschiedenen Aktivitäten reingeschnuppert, die in der Heilsarmee Akureyri angeboten werden. Unter anderem haben wir den Strickclub, die Jugendgruppe und den Gospelchor besucht. Der Chor war seeeehr informell 😉 Wir haben einfach drauflosgesungen. Trotzdem hat es erstaunlich gut geklungen! 😀 Ich war echt überrascht! Es hat ein paar super Sänger dabei und wirklich niemanden, der die Töne überhaupt nicht trifft. Ich habe mich dem Alt angeschlossen, aber manchmal ist sogar die Altstimme zu hoch, dann singe ich halt Tenor 😉 Die Aufteilung der Stimmen war eh nicht wirklich kommunziert. Während dem Singen habe ich gemerkt, dass Herdís Alt singt und habe ein wenig bei ihr “abgehört”. Einen “richtigen” Tenor gibt es leider nicht, der einzige Mann, der am Donnerstag dabei war, singt einfach die Sopranstimme eine Oktave tiefer. Aber wie gesagt, es klingt wirklich gut! 😀
Die Chorleiterin ist Estin und Profimusikerin, sie spielt quasi jedes Instrument und ist auch Gesangslehrerin an der Musikschule Akureyri. Ihr Mann, nicht minder begabt, begleitet uns am Klavier. Es ist unglaublich faszinierend, ihm beim Spielen zu zuschauen (und zu hören)! Er kann aus jedem noch so langweiligen Lied ein wunderschönes Stück machen 😀  Er holt alles aus dem Flügel in der Heilsarmee heraus! Ich freue mich schon, ihn heute Abend im Gottesdienst wieder zu hören 🙂 Allerdings darf ich mich nicht zu stark ablenken lassen, schliesslich haben wir am Donnerstag für heute geprobt, das heisst, ich stehe im Chor auf der Bühne… Manche der Lieder sind in isländischer Sprache und daher für mich nicht ganz so eingängig, aber wir werden das schon hinkriegen 😉

Am Freitag war unser freier Tag diese Woche. Normalerweise ist er am Samstag, aber weil diese Woche das Grillfest war, hatten wir den freien Tag am Freitag. Passt, oder? 😉 Ich habe laaaaange ausgeschlafen und dann etwas Papierkram erledigt. Ja, stell dir vor, das muss ich leider auch in Island… War aber nicht so schlimm. Am Nachmittag haben wir uns geschlossen zum Coiffeur aufgemacht, um Lára moralisch zu unterstützen, die sich die Haare schneiden lassen wollte. Auch Láras beste Freundin Agnethe war dabei. Sie wohnt in Akureyri und kommt uns ab und zu besuchen. Lára wollte sich schon lange die Haare schneiden lassen, traute sich aber nie so richtig. Wir haben sie ermutigt, es auszuprobieren und sie ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden 🙂

Lára vorher…
… und nachher! 🙂

Der neue Haarschnitt wurde gebührend mit Glace gefeiert! 😀 Anschliessend besuchten wir das Schwimmbad, „heitturpottur“ (sprich: heyhtürpohtür, jaaa, da ist jeweils ein H vor dem T… Und zwar werden die gesprochen und verlängern nicht etwa die Vokale davor! Etwas, das nicht ganz einfach ist) genannt, in Akureyri. Man kann sich das wie ein Hallenbad vorstellen, einfach ohne Halle 😉 Der Boden ist fast überall gefliest oder betoniert, es hat verschiedene Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer, Sitzbecken, Kinderschwimmbecken und Wasserrutschen. Und, ganz wichtig: Das Wasser ist warm, da es aus den heissen Quellen stammt. Die Becken haben verschiedene Temperaturen. Von 36°C bis 40°C in den warmen Sitzbecken, das Schwimmerbecken war eher kühl (ich würde schätzen so 25°C), ebenso das Becken wo man nach den Wasserrutschen landet. Dazu hatte es noch ein kaltes Becken, mit Wassertemperaturen um 4°C herum. Brrrrr… Dieses haben wir noch nicht ausprobiert. Aber Siggi, der Jugendleiter in der Heilsarmee sagt, dass es sehr gut für den Kreislauf sei. Mal schauen, ob ich mich traue.

Grillparty für die Nachbaren

Heute hatten wir eine Grillparty für die Nachbaren. Wir sollten um 12:00 in der Heilsarmee sein, um bei den Vorbereitungen zu helfen, hatten aber zwei verschiedene Zeiten auf unserem Plan. Daher gingen wir um 10:00 und waren zwei Stunden zu früh da… Nicht so schlimm. Ich habe die Zeit genutzt, um mit Mäti zu telefonieren und ein Strickmuster für meinen “Lopapeysa” (isländischer Wollpullover) auszuwählen. Jetzt weiss ich wenigestens, welchen ich stricken will 🙂
Um 12:00 kamen dann Herdís, Aron, Birna und Hannes und wir begannen mit den Vorbereitungen.

Vorbereiten für die Grillparty
Wir sind bereit für die Gäste!

    Die Heilsarmee war auch aussen geschmückt. In der Tür steht Aron, Herdís’ Mann

Für die Grillparty haben wir am Mittwoch und Donnerstag Flyer verteilt. Ich war zuerst etwas unsicher, wie ich mich den Leuten gegenüber verhalten soll, da ich kein isländisch spreche, aber das war ziemlich unbegründet. Die meisten sprechen englisch und ich habe noch ein paar neue Sätze gelernt. Hier eine kleine Kostprobe:
“Viltu blöðru?” -> “Willst du einen Ballon?”
“Já takk!” -> “Ja, gerne!”
“Hvita eða rauða?” -> “Weiss oder rot?”
Mit diesen einfachen Sätzen hat Drea Ballons an die Kinder verteilt. Es hat Spass gemacht!
Dazu habe ich noch gelernt, dass der Wunsch, den man in Island zu jemandem sagt, der niesst, aus dem Mittelalter stammt. Es war eine Pestepidemie auf der Insel und niessen war anscheinend eines der ersten Zeichen einer Ansteckung. Daher sagen die Isländer  “Guð hjálpi þér!” (“Gott helfe dir!”).
Alles in allem war es ein sehr gelungenes Fest! Es kamen viele Leute aus der Nachbarschaft, insgesamt waren ca. 70 Leute da. Darunter viele Kinder 🙂 Lustig fand ich, dass sie es “Grillparty” nennen, aber “nur” Hotdogs servieren 😉 Es waren typisch isländische Hotdogs, auf dem Grill gebraten, aber trotzdem fand ich es irgendwie witzig 😀

Aufräumen

Die Heilsarmee in Akureyri hat viel Platz, der jetzt hoffentlich umgenutzt werden soll. Ein Teil des Gebäudes war ein riesiger Abstellraum. Wir haben diesen geräumt und einen Transporter voll entsorgt. Einiges ging zu Hertex (Brocki in Island) und was sie behalten, wurde ordentlich in Regale und Kisten geräumt. Im Obergeschoss haben wir einen Raum, der als Dynamo-Raum fungiert. Wir dürfen diesen gestalten und für uns nutzen. Nun hatte es dort oben ein uuuuraltes Sofa und einen Schreibtisch, die wir nicht wollten. Den Schreibtisch hat Hannes gleich an Ort und Stelle auseinandergerissen (anders kann man das fast nicht ausdrücken, dieser Mann hat echt Kraft!) und dann entsorgt. Das Sofa haben wir auf kreative Weise zum Fenster raus, auf das Dach und von dort auf den Platz „befördert“ 😉

Viiiiiel Gerümpel…
Das kommt alles weg. Der Transporter war fast voll
Sieht schon ein bisschen besser aus
Das Dynamo-Team vor dem Transporter nachdem er wieder leer war (Foto Hannes)

Am selben Abend erlebten wir das erste Mal einen Jugendgruppenabend in Akureyri. Zuerst gingen wir in der Nachbarschaft von Haus zu Haus und verteilten Einladungen zu einer Grillparty am Samstag. Ich machte es nicht gerne, weil ich mich wie als Eindringling in die Privatsphäre dieser Leute fühlte. Aber ich glaube es war gut, dass wir es gemacht haben. Schliesslich wollen wir die Hotdogs nicht alle selber essen 😉
Danach haben wir noch Spiele gemacht und viel gelacht. Hannes hat eine Andacht in isländisch gehalten und ich habe quasi gar nichts verstanden. Mann! Ich möchte gerne diese Sprache sprechen, ich möchte mit den Leuten in ihrer Sprache kommunizieren können! Leider hat mir das bisschen isländisch, das ich bis jetzt gelernt habe, noch nicht sehr weit geholfen. Ich arbeite weiter daran 🙂

Spiele am Boden. Sogar die “älteren Männer” Hannes und Siggi haben mitgemacht 🙂

Das Haus

Schon kurz nach der Ankunft in unserem Zuhause war ich hin und weg! Es ist eher klein und alt, aber soooo super! Wir haben alle ein eigenes Zimmer, ein Badzimmer und eine Wohnküche. Im Gang steht ein Sofa, vis à vis davon hängt ein Fernseher an der Wand. Beim Eingang ist eine Art Garderobe und eine Waschmaschine. Das Haus ist einstöckig und hat wahnsinnig viel Charme und Charakter. Ich liebe es, hier zu wohnen!

Unser Haus von aussen. Es steht noch ziemlich viel “Gerümpel” vor dem Eingang, da die Eigentümer erst gerade das Gartenhaus verkauft haben. Das kommt aber noch weg.
Gartenbeete vorne rechts neben dem Haus mit Erdbeeren, Kartoffeln, Grünkohl, Rhabarbern und vielleicht noch anderen Pflanzen? Meine Gartenkenntisse sind sehr beschränkt…
Der Eingangsbereich. Unten links sieht man einen Teil der Waschmaschine
Es ist mehr eine Sofaecke als ein Wohnzimmer, aber wir fühlen uns wohl hier
Mein Zimmer
Danke viel mal für den Kalender!! Er hat einen Ehrenplatz in meinem Zimmer 🙂
Láras Zimmer. Sie hat ein riesiges Bild vom Matterhorn in ihrem Zimmer 😀
Dreas Zimmer, sie hat das kleinste.
Das Badzimmer
Der Essbereich mit grossem Tisch
Die Küche, wo Drea gerade am Werk ist
Wenn man zwischen Küche und Esstisch raus geht, kommt man auf einen Balkon. Wir haben sogar einen Grill!
Sicht vom Balkon auf das Baumhaus und den Garten. Die Treppe zum Baumhaus ist nicht für Erwachsene gedacht 😉
Da hat Ludwig es gerade geschafft, die kleine Schlüsselbox neben der Tür zu öffnen, nachdem wir alle mehrer Male probiert haben. Es wäre eigentlich ein gutes System, da wir momentan nur einen Schlüssel zum Haus haben. Aber manchmal spinnt der Schliessmechanismus der Schlüsselbox und wir schaffen es nur mit viiiiiielen Anläufen, sie zu öffnen. Das ist eher unpraktisch wenn es draussen regnet und man keine Jacke dabei hat, so wie ich am Dienstag…

Von Ludwigs Zimmer habe ich kein Foto, da sein Zimmer entweder in Dunkelheit oder im Chaos versinkt… Ich denke mir nur, er muss sich darin wohl fühlen, nicht ich 😉

Ankunft in Akureyri und erste Tage

Seit letztem Samstag, 1. September, sind wir nun im wunderschönen Akureyri! 🙂 Die Reise von Reykjavík nach Akureyri verlief problemlos. Glücklicherweise nahmen Birna (sprich Birdna) und Hannes, die Offiziere von Akureyri meinen Koffer mit. Sie kamen gerade zurück von einem Kongress in Chicago und konnten einen Koffer von uns mitnehmen. Trotzdem war der Platz in unserem Auto sehr beschränkt. Wir brachten mit Ach und Krach den Kofferraumdeckel zu und mussten trotzdem noch Gepäck zwischen den Beinen platzieren. Es ging, aber war nicht ideal. Jaaaaa, wir hatten viiiiel Gepäck…
Wir stoppten zweimal unterwegs. Einmal um uns etwas die Beine zu vertreten und einen Hügel mit Treppen hinaufzusteigen. Es ist eine Touristenattraktion und es war ein wenig komisch, einen Hügel hinaufzusteigen und nicht einem Weg zu folgen, sondern Treppen zu steigen. Aber von oben hatte man einen super Ausblick und es tat gut, sich etwas zu bewegen.

Holztreppen auf einen Hügel hinauf
Auf dem Hügel war es ziemlich windig (Foto Lára)

Das zweite Mal hielten wir nur kurz um die Toilette zu benutzen. Insgesamt waren wir ca. fünfeinhalb Stunden unterwegs. Oh, war das ein gutes Gefühl endlich aus dem Auto auszusteigen.

Im Auto (Foto Lára)

Am Samstag kauften wir noch Esswaren für die nächste Woche ein, packten aus (zumindest einige von uns 😉 ) und assen in der Heilsarmee Akureyri Abendessen mit den Offizieren Birna und Hannes und dem Jugendleiter Siggi. Es gab ungarische Gulaschsuppe und es tat unglaublich gut, mal wieder etwas einigermassen Gesundes zu mir zu nehmen. Nach dem Abendessen gingen wir ziemlich schnell ins Bett, da wir alle von der Reise noch müde waren.

Am Sonntag war unser Willkomm-Gottesdienst, bei dem wir uns (wieder einmal) vorstellten und sagten, warum wir uns für das Dynamo-Team beworben hatten. Ja, das ist eigentlich eine gute Frage, die es noch zu klären gibt: Warum bin ich eigentlich in diesem Team? Letzten November hatte ich den Eindruck, dass ich nach dem Jahr im MissionTeam in der Heilsarmee Biel ins Ausland gehen sollte. Ich wusste allerdings nicht wohin und auch nicht, was ich dann dort tun sollte. Irgendwie keimte die Idee in mir, in den Norden zu gehen. Zuerst dachte ich an Schweden oder Norwegen. Ich kontaktierte alle Personen in meinem Umfeld, die irgendwie einen Bezug zu diesen Ländern haben und fragte nach, ob es innerhalb der Heilsarmee wohl eine Möglichkeit gebe, zu reisen und zu arbeiten. Und das sicher für ein Jahr. Letzten Endes wurde mir das Dynamo-Team von mindestens zwei verschiedenen Leuten vorgeschlagen und ich informierte mich mal. Zuerst wollte ich nicht unbedingt, da ich zu alt dafür war. Letzten Endes habe ich mich aber dafür entschieden, mich dort zu bewerben und Jesus hat jede Tür und jedes Fenster aufgemacht! Das Geniale daran ist, dass ich seit mindestens 10 Jahren unbedingt mal nach Island reisen wollte und es bis jetzt einfach nicht geschafft hatte. Und jetzt kann ich diese wunderbare Insel ganz aus der Nähe kennenlernen und sogar da wohnen! Ist Gott nicht genial?! Ich bin 100% sicher, dass ich im Moment am richtigen Ort bin und ich freue mich auf alles, was er noch mit mir vor hat 🙂

Am Sonntagnachmittag haben uns ein paar Jugendliche der Jugendgruppe Akureyri mitgenommen und uns die Stadt gezeigt. Erla (sprich Erdla) und Ollý sind 21 und 20 Jahre alt und die beiden Brüder Ormur (sprich Ormür) und Ólafur (sprich Oulafür) sind 13 und 14 Jahre alt. Es war sehr lustig, mit ihnen unterwegs zu sein 😀

Die Kirche in Akureyri
Ausblick von der Kirche aus über den Fjord
Der Anfang eines Tunnels, der den Weg nach Reykjavík vereinfachen soll. Im Winter ist die Strasse manchmal unpassierbar, weil es so viel Schnee hat.
hinten: Ormur, Ludwig, Drea, Erla, Ólafur
vorne: Ollý, Lára
Glace geht immer 😉
Noch andere Leute rollen einfach so aus Spass einen Hügel hinunter 😀 Hier ist Erla am rollen, ich war bereits wieder oben 🙂
Drea hat eine neue Sonnenbrille
Die roten Ampeln in Akureyri sind sehr einladend
Spiel und Spass auf dem Spielplatz 😉
Das innere Kind in mir 😀

Am Montag lernten wir die Heilsarmee Akureyri etwas besser kennen. Hannes und Birna erzählten uns von den verschiedenen Programmen, die bereits laufen und von den Projekten, die am Start sind. Die Heilsarmee Akureyri hat einen Heimbund, einen offenen Kindertreff, einen Teensclub, eine Jugendgruppe, einen Gospelchor, ein Unihockeyteam, ein Strickclub und viiiiiele Ideen! Ich werde mich hier sehr wohl fühlen. Es ist zwar ein kleines Korps (zwischen 10-15 Gottesdienstbesucher an einem Morgengottesdienst und zwischen 25-30 Besucher an einem Abendgottesdienst), aber die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer haben alle ein grosses Herz für die Menschen in Akureyri. Es nehmen viele Leute von ausserhalb der Heilsarmee an den Programmen teil, was zu einer guten Mischung führt.
Am Nachmittag besuchten wir die isländische Brocki (Hertex) in Akureyri und registrierten uns im „Haus der Bürokratie“. Jetzt sind wir offizielle Bewohner von Akureyri! *Juhuuu* 🙂

Die isländische Brocki heisst Hertex
Dynamo von hinten, nachdem wir uns registriert hatten

Das Essen hier ist sehr gut, bis jetzt habe ich nur gut gegessen 🙂 Wir kochen jetzt meistens selber und Drea hat drei Sommer lang in einer Restaurantküche als Koch gearbeitet. Sie kocht super! Lára und Ludwig sind unsere „Lehrlinge“. Lára kocht jeweils mit mir und Ludwig mit Drea.

Am Dienstag hatten wir unsere erste isländisch-Lektion. Es ist eine schwierige Sprache, aber ich war noch nie für etwa so intrinsisch motiviert, wie jetzt um isländisch zu lernen! Ich will mit den Menschen hier kommunizieren können!
Den Dienstagnachmittag habe ich mit Jogging verbracht. Endlich wieder mal raus in die Natur und mich bewegen. Es tat gut und war sehr erfrischend! Nur spüre ich jetzt den Muskelkater in den Beinen und im Rücken… Am Abend nahmen wir am Strickclub teil. Ich habe mein angefangenes Jäggli mitgebracht und alle waren erstaunt darüber, wie fein die Wolle ist. Mein nächstes Projekt ist ein „Lopapeysa“, ein isländischer Wollpullover. Bin gespannt, wie lange ich dafür brauche 🙂

Reykjavík

Der erste Abend in Reykjavík war sehr entspannt. Wir kamen in der Wohnung der Divisionschefs an und gingen bald mal zu Bett. Hilde und Kolbjørn liessen uns eine Karte mit dem Wlan-Passwort und einen Beutel „Quality Street“-Schokolade da. Diese Schoggi kaufen alle Isländer zu Weihnachten, zu Ostern und zu allen anderen Feiertagen. Sie ist ähnlich wie „Celebrations“-Schoggi: Eine Packung verschiedener Geschmacksrichtungen. Ludwig probierte alle durch und machte ein Ranking. Ja, er probierte jede Sorte innerhalb von ungefähr 5 Minuten! Und es wurde ihm nicht mal schlecht dabei. Manche Leute haben einen robusten Magen…

Von den Schlechtesten zu den Besten (nach Ludwigs Meinung) (Foto Herdís)

Die Tage in Reykjavík gingen relativ schnell vorbei, obwohl ich mich sehr darauf freute, endlich „zuhause“ anzukommen. Wir trafen viele Leute aus der Heilsarmee in Reykjvík, unter anderem die Offiziere Hjördis und Ingvi, das letztjährige „Dynamo-Team“ Almar (er war der einzige, darum nicht wirklich ein Team) und viele andere Leute.

Die Heilsarmee in Reykjavík ist im Moment in einem Provisorium. Der Raum ist multifunktional
Ingvi neben mir ist der Offizier von Reykjavík

Das Wetter in Reykjavík war nicht besonders, Regen mit starkem Wind und Sonnenschein wechselten sich ab, aber meistens regnete es… Zum Glück ist das Wetter hier in Akureyri (sprich Aküreyri) besser 🙂 Ein anderer Nachteil, abgesehen vom Wetter in Reykjavík, ist das Wasser. Das kalte Wasser ist super, aber wenn der Wasserhahn heisses Wasser ausspucken soll, riecht es sehr stark nach Schwefel. Und das ist ziemlich unangenehm für die Nase, es riecht wie verfaulte Eier. Der Schwefelgeruch kommt daher, dass das Wasser direkt aus den heissen Quellen, die es überall auf der Insel gibt, in die Leitungen eingespeist wird. Allerdings soll es laut Aron, Herdís‘ Mann, sehr gut für Haut und Haare sein. Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh, dass das heisse Wasser in Akureyri nicht oder nur ganz leicht nach Schwefel riecht.

Wir lernten vieles über die Arbeit der Heilsarmee in Reykjavík, nahmen an einem „Open House“ mit Mittagstisch teil, sahen etwas von der Hausaufgabenhilfe, erlebten einen Gebetsabend und einen Spieleabend, der extra für uns organisiert wurde. Und wieder wurde das Programm der Jugendgruppe für uns verschoben, was uns natürlich sehr ehrt 🙂 Wir kosteten zum ersten Mal echte isländische Hotdogs, mit isländischem Ketchup (ist etwas milder) und viiiiielen Zwiebeln *mjammi*. Alle Leute in der Heilsarmee in Reykjavík waren sehr wohlwollend und ermutigend, was sehr gut tut! Wir wurden auch zu Pizza zu den Offizieren Hjördis und Ingvi eingeladen, sahen Pläne des neuen Heilsarmee-Gebäudes in Reykjavík, das bald einmal gebaut werden soll und unterhielten uns wunderbar. Es war lustig, ein Mix aus isländisch, englisch, norwegisch und schwedisch.

ein echter isländischer Hotdog
Spieleabend, von Almar (vorne) organisiert

Die Wand in der Heilsarmee Reykjavík ist mit einem Baum bemalt, an dem Fotos von allen Korpsmitgliedern, den Divisonsoffizieren, anderen Offizieren, dem Territorialen Leiter und seiner Frau und dem General mit seiner Frau hängen (ok, es ist immer noch André Cox, also ist der Baum nicht ganz up to date, aber immerhin hängt ein halber Schweizer dort 😉 ). Ingvi, der Offizier von Reykjavík, hat auch von uns Fotos gemacht. Jetzt sind auch wir ein Teil dieses Baums 🙂

Lára posiert vor dem Foto-Baum
Das Dynamo-Team 2018/19

Am Freitagnachmittag gingen wir auf eine kleine Sightseeingtour und ich war froh, waren wir mit Herdís und Lára unterwegs, so fühlte ich mich nicht gaaaanz so stark wie ein Tourist. Aber trotzdem, da ich mit dem Fotoapparat unterwegs war und wir englisch sprachen, war das Touristengefühl halt doch recht stark. Macht nichts, wir wohnen ja in Akureyri, nicht in Reykjavík 😉 Unterwegs stoppten wir beim Cupcake Café und assen unglaaaaaublich gute Cupcakes!

Die famöse Kirche von Reykjavík von aussen…
… und von innen
Cupcakes! Meines war das mit dem blauen Topping
Drea und ihr Cupcake 🙂

Kurzbesuch in Reykjanesbær

Nach der Landung in Keflavík mieteten wir ein Auto, das genug Platz für fünf Personen und Gepäck für ein Jahr bieten sollte. Mit Betonung auf „sollte“! Wir brachten sehr knapp alle unsere Gepäckstücke hinein. Der Kofferraumdeckel schloss nicht ganz und wir auf der Rückbank hatten mehrere Gepäckstücke zwischen den Beinen und auf dem Schoss… Aber ja, wir schafften es tatsächlich bis nach Reykjanesbær (sprich Reykjanesbäir) wo wir die Heilsarmee besuchten. Zuerst trafen wir die Offiziere und die Jugendarbeiterin und wurden mit Brot, Aufstrich und Kuchen verköstigt 🙂 Die Offiziere stammen ursprünglich von den Färöern und sind jetzt seit einem Jahr in Reykjanesbær. Sie sprechen noch nicht so gut isländisch, weswegen sie einen Sprachkurs besuchen. Ágústa (sprich Augusta), die Jugendarbeiterin ist selber Mutter von fünf Kindern und ihr Herz schlägt für die Jugendlichen. Es ist erfrischend, sie im Umgang mit „ihren“ Teenagern zu beobachten. Dies konnten wir am selben Abend, da Ágústa den Jugendgruppenabend, der normalerweise am Donnerstag stattfindet, auf den Mittwoch verschoben hat, damit wir dabei sein können. Es ist eine aufgestellte Schar Teenager. Einige sprechen sehr gut englisch, andere überhaupt nicht. Trotz Sprachbarrieren haben wir uns sehr gut unterhalten 🙂 Wir haben zuerst Fajitas und Tacos gegessen und danach Kreisspiele (Jungschideutsch: Hosensackspiele) gespielt, Drea hat einige erklärt und Herdís hat ihre Erklärungen ins Isländische übersetzt. Es war ein sehr lustiger Abend und wir werden die Heilsarmee Reykjanesbær wahrscheinlich nach Weihnachten wieder besuchen.

Drea hinter mir bei einem sehr lustigen “Monster und Vogel”-Spiel
Ágústa spielt einen Zombie 😉

Am gleichen Abend, nach dem Treffen mit der Jugendgruppe sind wir ungefähr eine Stunde nach Reykjavík gefahren. Die nächsten Paar Tage durften wir in der Wohnung der Divisionschefs Hilde und Kolbjørn wohnen, die ja in den Ferien in Norwegen waren. Gut für uns!

Endlich Island

Ja, wir sind endlich in Akureyri, unserem Zuhause, angekommen. Unser Flug von Oslo nach Keflavík (sprich Keplavik) war sehr ruhig. Aus dem Flugzeug hatte ich bereits einen super Ausblick auf Island, hier einige Bilder 🙂

Wir flogen mit Icelandair
Island von oooooben 🙂
Noch mehr Island von oben 😀
Ich glaube, das ist ein Teil des grössten Gletschers Europas. Bin aber nicht ganz sicher

Ein Tag in Oslo

In den letzten Tagen hatte ich eine sehr instabile oder gar keine Internetverbindung, daher kommen die Erzählungen über Oslo, Reykjavík und Reykjanesbær erst jetzt… Viel Vergnügen beim Lesen! 🙂

Letzten Dienstagmorgen, 28. August, sind wir von Moss nach Oslo abgefahren. Wir haben das Territoriale Hauptquartier besucht, durften uns in einer Sitzung der Leitung des Territoriums Norwegen/Island/Färöer vorstellen und wurden sehr ermutigt. Wir trafen als erstes die Divisionschefs der Division Island und Färöer, Hilde und Kolbjørn (sprich Kolbjörn) die gerade in den Ferien in Norwegen waren. Wir werden sie später nochmal in Reykjavík besuchen. Alle Angestellten, die wir trafen, waren sehr freundlich und offen und freuten sich offensichtlich, dass wir als Dynamo-Team Gottes Reich bauen wollen 🙂

Nach dem Rundgang im THQ führte uns die territoriale Jugendsekretärin, Silje, durch Oslo. Wir besuchten das Denkmal zum Massaker von 2011 auf der Insel Utøya. Das war sehr eindrücklich, bewegend und schockierend zugleich. Ich stelle mir immer wieder die Frage, was mit einem Menschen geschehen muss, damit er zu so einer grausamen Tat fähig wird. Es gibt Dinge, die ich nie verstehen werde…

Wir sahen aber auch andere, etwas erfreulichere Seiten von Oslo. Wir besuchten die meisten Institutionen der Heilsarmee in Oslo und es ist sehr spannend, was sie anbieten und wie sich die Arbeit in Oslo von der in Biel unterscheidet und was ähnlich ist. In der Lebensmittelabgabe erhielten wir 15 Tafeln norwegischer Schokolade, da die Heilsarmee vom Hersteller 20‘000 Tafeln (ca. 4 Tonnen) geschenkt bekommen hat. Der Grund für diese Spende war ein kleiner Druckfehler auf der Verpackung, aber der Hersteller konnte sie nicht mehr verkaufen. Die Heilsarmee Oslo versinkt im Moment in Schokolade 😉

Nach der Tour durch Oslo waren wir bei Silje und ihrer Familie zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Ihr Mann, Thomas, war einer der „Lehrer“ die wir in der Woche in Moss hatten. Er hat uns über Stille Zeit mit Gott gelehrt, was sehr spannend war!

Es tat gut, nach der anstrengenden Stadttour ein bisschen zu entspannen. Aber lange konnten wir nicht bleiben, da unser Gepäck noch im Büro von Silje war und wir zu unserem Nachtquartier kommen mussten. So machten wir uns mit dem Tram auf, holten unser Gepäck und gingen dann zu Fuss ca. 800 Meter zur Wohnung, die wir für eine Nacht gemietet hatten. Es war eine sehr schöne Wohnung, mitten im Zentrum von Oslo, ca. 600m vom Bahnhof Oslo S (Oslo Central Station) entfernt, aber mit einer sehr spärlich ausgerüsteten Küche. Daher entschieden wir uns, das Abendessen einfach zu halten.

Bevor wir jedoch überhaupt dazu kamen Abendessen und Frühstück einzukaufen, schellten plötzlich im ganzen Haus Alarmglocken. Zuerst waren wir sehr verwirrt, danach ein bisschen verunsichert. Nachdem wir festgestellt hatten, dass es der Feueralarm ist, beschlossen wir, es den anderen Gästen gleichzutun und das Haus zu verlassen. Wir standen also kaum angekommen schon wieder auf der Strasse. Nach ca. 10 Minuten heulten Sirenen auf und zwei Feuerwehrautos kamen angefahren. Vier Feuerwehrmänner in Vollmontur betraten das Gästehaus. Sie kamen nach einigen Minuten gelassen wieder heraus: Es war ein Fehlalarm und nirgends Feuer zu sehen. Obwohl ich dies bereits vermutet hatte, war ich trotzdem froh, zu wissen, dass wir wieder hinein konnten und mein Gepäck für ein Jahr in Sicherheit war. Es ist ein bisschen ernüchternd, festzustellen, dass mir meine persönlichen Gegenstände doch einiges bedeuten und ich nur ungern darauf verzichten würde. Eigentlich würde ich ja gerne sagen, dass Besitz nicht wichtig ist. Und dann, wenn es hart auf hart kommt, merke ich, dass es mir doch wichtig ist. Aber Jesus weiss, was ich brauche und hat unser Gepäck bewahrt. Dafür bin ich sehr dankbar!

Nach dem Abendessen machten Lára und ich uns auf, um Oslo noch ein wenig anzuschauen. Wir gingen bis zum Pier, wo Segelboote angebunden waren und liessen den Abend bei guten Gesprächen ausklingen.

Der Eingang zu unserem Gästehaus in Oslo
Brunnen in Oslo
Lára und ich (Foto Lára)

Am nächsten Morgen konnten wir ausschlafen, da wir erst um 10:30 zum Bahnhof gehen mussten. Die Zugreise zum Flughafen, das Checkin, die Sicherheitskontrolle, alles wovor ich in der Schweiz solche Angst hatte, ist problemlos verlaufen. Mein grosser Koffer wog plötzlich ein Kilo weniger als auf der Reise von Genf nach Oslo. Ich verstehe nicht ganz warum, weil ich nicht weniger Dinge eingepackt hatte, aber ich war sehr froh, musste ich keine Extrakosten zahlen. Nach der Sicherheitskontrolle hatten wir noch ungefähr eine Stunde Zeit, bevor das Flugzeug abfliegen sollte. Die ganze Reise verlief sehr ruhig und wir kamen pünktlich auf dem Flughafen Keflavík (sprich Keplavik) an.